Chemikalien-Lexikon

Silbernitrat

Nachweisreaktionen:

Für die folgenden Versuche verwende man eine 1- oder 2%ige wäßrige Silbernitratlösung.

Nachweis der Silberionen

Umsetzung mit Alkalilaugen:

Man versetzt die Silbernitratlösung mit verdünnter Natron- oder Kalilauge. Es entsteht ein Niederschlag von braunem Silber(I)-oxid. Im Überschuß des Fällungsmittels ist der Niederschlag unlöslich. Gibt man allerdings Ammoniaklösung (Salmiakgeist) oder verd. Salpetersäure hinzu, so löst sich das eben gebildete Silberoxid unter Bildung eines Diamminsilber-Komplexes (mit Ammoniak) bzw. unter Rückbildung von Silbernitrat (mit Salpetersäure):

2 AgNO3 + 2 NaOH ------->Ag2O + 2 NaNO3 + H2O

mit Ammoniak:  Ag2O + 4 NH3 + H2O ------->2 [Ag(NH3)2]+ + 2 OH-

mit Salpetersäure:  Ag2O + 2 HNO3 ------->2 AgNO3 + H2O

Versetzt man neutrale Silbernitratlösung mit Ammoniaklösung, ohne vorher Alkalilauge zugefügt zu haben, so fällt zunächst Silberoxid aus, welches sich bei Zugabe von Ammoniaklösung im Überschuß wieder löst (Diamminsilber-Komplexbildung, nach obiger Reaktionsgleichung). Der basische Salmiakgeist ist also – genauso wie die Alkalilaugen – in der Lage, Silberoxid auszufällen.

EXPLOSIONSGEFÄHRLICH! Wichtiger Gefahrenhinweis: Läßt man ammoniakalische Silbersalzlösungen längere Zeit stehen, so kann sich das höchst explosive Silbernitrid (sog. BERTHOLLETsches Knallsilber) niederschlagen! Diese Verbindung ist in der Lage, das umgebende Gefäß (z.B. Reagenzglas) durch bloßes Gießen der enthaltenen Flüssigkeit in Stücke zu reißen. Daher: Ammoniakalische Silbersalzlösungen sofort durch Ansäuern unschädlich machen!!

Umsetzung mit Carbonaten:

Fügt man zu einer Silbernitratlösung eine wässrige Lösung von Natriumcarbonat, so entsteht eine gelblich-weiße Fällung von Silbercarbonat nach der Gleichung:

2 AgNO3 + Na2CO3------->Ag2CO3 + 2 NaNO3

Erhitzt man diese Ausfällung einige Zeit in viel Wasser, so geht das Silbercarbonat unter Kohlendioxidabspaltung in den (bereits vom vorhergehenden Versuch bekannten) Stoff Silber(I)-oxid über:

Ag2CO3-------> Ag2O + CO2^

Auch Silbercarbonat löst sich in Ammoniaklösung unter Bildung des Diamminsilber-Komplexes (vgl. Warnhinweis oben).

Fällung durch Halogenide:

Bringt man lösliche Silbersalze wie Silbernitrat mit Lösungen zusammen, die Halogenid-Ionen (allg. X- ) enthalten, wie z.B. Chloride, Bromide und Iodide, so bilden sich Ausfällungen von Silberhalogeniden mit der allgemeinen Formel AgX:

Ag+ + X-------->AgX

Darstellung von Silbernitrat:

In einem Erlenmeyerkolben geeigneter Größe übergießt man das Silberteil (Ring, Münze, alter Löffel oder dgl.) mit ungefähr 30%iger Salpetersäure (Man rechnet 10 ml Säure auf 1 g Metallprobe). Vorsicht! Es entweicht braunes, giftiges Stickstoffdioxid. War Kupfer enthalten, so ist die salpetersaure Auflösung vom gebildeten Kupfernitrat blau bis blaugrün gefärbt. Nach der vollständigen Umsetzung gibt man einige Milliliter 20%ige Salzsäure hinzu. Es bildet sich sofort ein weißer Niederschlag von schwerlöslichem Silberchlorid (AgCl). Man läßt den Feststoff absetzen und fügt solange weitere Salzsäure hinzu, wie noch ein weißer Niederschlag von Silberchlorid entsteht. Danach wird der die Kupfersalze enthaltende Überstand vorsichtig abgegossen (Sammelgefäß für Schwermetallrückstände). - Man wäscht den Niederschlag zweimal in der Weise, daß man den Kolben etwa zur Hälfte mit heißem destillierten Wasser füllt, gut durchschüttelt, das AgCl absitzen läßt und das Waschwasser abgießt. Schließlich fügt man zu dem gereinigten Silberchlorid (es muß nicht vollkommen trocken sein) verdünnte Salzsäure und wenige Stücke grob gekörntes Zink. Dabei bildet sich Wasserstoff, und es tritt infolge Silberabscheidung eine teilweise Graufärbung des Silberchlorids auf. Läßt man den Ansatz über Nacht stehen, so hat sich fast der ganze Niederschlag in Silber verwandelt. Noch sichtbare Zinkreste sollten vor der weiteren Verarbeitung entfernt werden (dazu kein metallisches Greifwerkzeug verwenden!).

Der Silberniederschlag wird - wie oben beim Silberchlorid beschrieben - zweimal mit heißem Wasser gewaschen. Um das Vorhandensein von Chloridionen auszuschließen, versetzt man das zweite Waschwasser zur Probe mit Silbernitratlösung - es darf keine Fällung von Silberchlorid entstehen! Jetzt löst man das Silber in (möglichst wenig) Salpetersäure auf und erhitzt, bis die Entwicklung von Stickstoffdioxid endet. Man gibt etwa das doppelte Volumen destilliertes Wasser hinzu und erhitzt weiter. Zeigt die Lösung eine deutliche Trübung, die von nicht umgesetztem Silberchlorid herstammt, so bringt man das Gemisch kurz zum Sieden  und filtriert durch ein doppeltes Papierfilter. Das Filtrat stellt eine für Versuchszwecke brauchbare Silbernitratlösung dar. Will man die Kristalle erhalten, so engt man einen Teil des Filtrats ein. Das Nitrat fällt als farblose Kristallmasse aus.

Hinweise zur Entsorgung

Es liegen keine einheitlichen Bestimmung zur Entsorgung von Chemikalien bzw. Reststoffen in der EG vor. Chemikalien, die als Reststoffe anfallen, sind in der Regel Sonderabfälle. Deren Beseitigung ist durch entsprechende Gesetze bzw. Verordnungen der EG-Mitgliedsländer sowie in der Bundesrepublik Deutschland auch durch die einzelnen Bundesländer geregelt. Bitte nehmen Sie mit der zuständigen Stelle (Behörde, z.B. Landratsamt, oder Abfallbeseitigungsunternehmen) Kontakt auf, die über die Entsorgung informieren.

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Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, daß für den Umgang mit Gefahrstoffen zahlreiche gesetzliche Regelungen und Einschränkungen gelten. Chemikalien dürfen nur von Personen mit der erforderlichen theoretischen und praktischen Sachkenntnis unter Einhaltung aller lokal und national gültigen Vorschriften gelagert und verwendet werden. Die dem jeweiligen Stand der chemischen Wissenschaft und Technik entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen, Unfallverhütungsrichtlinien und Maßnahmen zur Arbeitshygiene sind ebenfalls einzuhalten.

Erstellt am 14.09.2000 * Letzte Änderung am 12.11.2000 © OMIKRON GmbH

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