Riechstofflexikon

Kanadabalsam

Stammpflanze: Abies balsamea (L.) MILL. (Balsamtanne, Hemlockstanne, Schierlingstanne) syn. Abies aromatica RAFINESQUE, Abies balsamifera MICHX., Abies minor DUHAMEL, Picea balsamea LOUD., Pinus balsamea L.; Familie der Pinaceae (Unterklasse Pinidae=Coniferae, Nadelhölzer; Klasse Pinatae)

Bisweilen auch gewonnen aus Abies fraseri (PURSH) POIRET und Tsuga canadensis (L.) CARRIÈRE syn. Abies canadensis MICHX.

Andere Namen: "Kanadischer Terpentin", Balsam der Balsamtanne; engl.: Canada balsam, Canada turpentine, Balsam of gilead, Balsam of fir; frz.: baume du Canada, terébinthine du Canada; ital.: balsamo del Canadà; span.: bálsamo del Canadá, lat.: Balsamum canadense, Terebinthina canadensis

Herkunft: heimisch in den nördlichen Staaten von Nordamerika und in Kanada. Gewinnung vor allem aus der Provinz Quebec.

Gewinnung:

In der Rinde der Stämme und den dickeren Ästen der Hemlockstanne kommen schon von außen sichtbare "Harzbeulen" vor, welche in der Zeit von Mitte Juli und Mitte August mit der scharfen, schnabelförmigen Mündung eines kleinen, eigentümlich geformten Eisenkännchens angestochen werden. Der Kanadabalsam fließt heraus und sammelt sich in dem Kännchen, das von Sammlern täglich entleert und erneut in die Harzanschwellungen gesteckt wird. Nach der Sammelsaison sollte der Baum 1-2 Jahre in Ruhe gelassen werden, da sonst kaum mehr Balsam nachgebildet wird. Balsame sind Mischungen von ätherischem Öl mit Harz (="Oleoresine"), die bei den Nadelbäumen auch Terpentine genannt werden.

Beschreibung:

Kanadabalsam ist eine sehr dickflüssige, zähe, sehr klebrige, in frischem Zustand farblose bis leicht gelbliche Flüssigkeit, die bei längerem Stehen dunkler gelb bis grüngelblich wird. Kanadabalsam ist klar, durchsichtig und bisweilen fluoreszierend. Sein Geruch ist angenehm balsamisch-frisch, coniferenartig; der Geschmack etwas bitter und würzig. Der Kanadabalsam ist sehr leicht löslich in organischen Lösungsmitteln wie Benzol, Xylol, Toluol, Chloroform und Schwefelkohlenstoff, während die Löslichkeit in absolutem Ethanol und in Ethanol 90% unvollständig ist. Fast vollständig erfolgt die Lösung in Ether und Terpentinöl; mit Wasser dagegen mischt sich der Balsam praktisch nicht.

Inhaltsstoffe:

Bestandteile sind zu ca. 16-27% ätherisches Öl mit den Hauptbestandteilen a- und ß-Pinen sowie ß-Phellandren sowie Limonen (Monoterpenkohlenwasserstoffe); weiterhin 70-80% Harz mit etwa 50% Harzsäuren (davon wiederum 50% a- und ß-Canadinolsäure, 20% Canadoresen, 13% Abietin- und 8% Neoabietinsäure sowie Palustrin-, Dextropimar- und Canadinsäure). Es wurde der Diterpenalkohol Abienol isoliert. Darüber hinaus sind enthalten: Bitterstoffe, Bernsteinsäure, Essig- und Ameisensäure.

BESTANDTEILE DES ÄTHERISCHEN KANADABALSAMÖLS nach Lee ex Nowak

Monoterpen-Kohlenwasserstoffe oxyg. Monoterpenoide Sesquiterpen-Kohlenwasserstoffe
ß-Pinen 4,4-Dimethyl-2-Cycloheptan-1-on Longifolen
a-Pinen Linalool ß-Bisabolen
ß-Phellandren Bornylacetat Longipinen
Limonen + delta-3-Caren Thymolmethylether Sibiren
Myrcen + Spur Camphen Citronellylacetat cis-alpha-Bisabolen
a-Terpineol Sativen
Piperiton Cyclosativen
Citronellal alpha-Himachalen
Citronellol Longicyclen
Borneol Caryophyllen
Geraniol ß-Farnesen

sowie kleine Mengen ß-Selinen, trans-ß-Sesquicaren, a-Humulen, delta-Elemen, ß-Copaen, gamma-Cadinen usw.

Das ätherische Öl ist eine meist farblose Flüssigkeit mit einem Geruch nach Edeltannenzapfenöl.

Anwendung:

Wichtiger Hinweis: Kanadabalsam darf von uns aus arzneimittelrechtlichen Gründen nicht als Arzneimittel vertrieben werden.

Die folgenden Angaben über die frühere und heutige volkstümliche Anwendung zu Heilzwecken sind daher nur zur Information wiedergegeben: Kanadische Indianerstämme behandeln mit dem Balsam Blutergüsse, Verbrennungen und Wunden, Erkältungen und sogar Knochenbrüche. In Kanada volkstümlich verwendet bei Husten und Verletzungen. In früherer Zeit wurde der Balsam in Pillen verarbeitet eingesetzt bei Bronchial- und Urethralerkrankungen (Lit.[x]). ]). In der Parfümerie bisweilen benutzt als Fixativ für Kompositionen, die einen frischen, kiefern-/fichtennadelartigen Geruch haben. Besonders geeignet für Seifenparfums, die einen hohen Prozentsatz an Citrusölen enthalten. Auch gut in Cologne- und Verbena-Kompositionen einsetzbar. Bekannt ist Kanadabalsam in der Mikroskopie, wo er zum Einschließen mikroskopischer Präparate dient. Aufgrund der Dickflüssigkeit wird er meist mit Chloroform oder Xylol verdünnt gebraucht; nach dem Festwerden wirkt der Balsam wie transparenter Hartlack. Technisch verwendet zum Kitten von Linsen und als Kitt für optische Apparate (da er annähernd den gleichen Brechungsindex wie normales Glas hat). Seltener verwendet als Lackbestandteil.

Kenndaten, Analytik:

Relative Dichte: ca. 0,994 * Brechungsindex: ca. 1,5225

Säurezahl: 82-97

Verseifungszahl: 89-100

Optische Aktivität: rechtsdrehend

Gehaltsbestimmung möglich durch:

1. Volumetrische Bestimmung des Gesamtgehaltes an ätherischem Öl durch Wasserdampfdestillation
2. Gaschromatographische Beurteilung der einzelnen Komponenten des ätherischen Öls nach Destillation

Identitätsprüfungen:

1. Mischt man 6 Teile Kanadabalsam mit 1 Teil gebrannter Magnesia (Magnesiumoxid), so wird er verdickt und schließlich fest (Methode EB 6).
2. Organoleptische Beurteilung von Geruch, Geschmack und Aussehen
3. Gaschromatographie des abgetrennten ätherischen Öls
4. Dünnschichtchromatographie der Harzsäuren

Mögliche Verfälschungen:

Relevant ist nur der unerlaubte Zusatz von Kolophonium, was aber durch unvollständige Klarheit des Balsams erkenntlich ist.

Lagerungsempfehlung:

Vor Licht geschützt in einem dicht verschlossenen Glasbehältnis aufbewahren.

Gefahrenhinweise und Sicherheitsratschläge der Gefahrstoffverordnung:

R 10 Entzündlich.
R 20 Gesundheitsschädlich beim Einatmen.

S 7/9 Behälter dicht geschlossen an einem gut gelüfteten Ort aufbewahren.
S 29 Nicht in die Kanalisation gelangen lassen.

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Literaturhinweise

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